Das zweite Leben

Wenn ihr gar nicht wisst, wohin damit.

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Interceptor
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Das zweite Leben

Beitrag von Interceptor »

Ich habe den Eindruck, dass dieses Bedürfnis bei manchen Menschen stark ist. Es hat schließlich einen gewissen Reiz im Internet eine Identität zu haben, die mit der realen Person nicht viel zu tun hat. Second Life ist sicher eine Möglichkeit das auszuleben.

Aber auch jeder der ein RPG spielt nimmt für eine gewisse Zeit "Urlaub vom Ich". Schließlich schlüpft man in die Rolle des Helden und erlebt eine andere Welt.

Sollte man diese Leben getrennt halten? Ich denke schon.
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Drake
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Drake »

Kommt darauf an was Du mit "Leben getrennt halten" meinst.

Meinst Du damit das niemand mit sich selbst als Charakter an einem RPG teilnehmen sollte?
» Es gibt keine Schatten..

..in einer Welt ohne Licht «
Interceptor
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Interceptor »

Nein, ich meine dass das Leben das jemand im Internet führt vom RL trennen sollte.
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The Protagonist
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von The Protagonist »

Meiner Meinung nach sollte keine Trennung erfolgen, aber es muss möglich sein, das "Internetleben" mit dem normalen Leben vereinbaren zu können. Über die Jahre war das Internet einerseits ziemlich hilfreich zur Aufrechterhaltung mancher Kontakte, andererseits habe ich neue Freunde gewonnen, welche ich später auch im "Real-Life" getroffen habe. Dementsprechend gibt es natürlich auch Probleme und Nachteile, wenn die Balance nicht stimmt. Aber das Internet ist heutzutage in meinen Augen zu praktisch und selbstverständlich, um es als getrenntes Leben zu handhaben. Für mich gehört es zumindest zum Alltag.

Zum Thema RPGs: Ehrlich gesagt ist es für mich nicht unbedingt ein Urlaub vom Ich für mich. Aussehen und Fähigkeiten entsprechen natürlich nicht meinem realen Ich (vor allem da ich gerne weibliche Charaktere spiele), aber z.B. gesinnungstechnisch treffe ich Entscheidungen In-Game danach, wie ich persönlich ebenfalls entscheiden würde. Aber davon abgesehen spiele ich solche Spiele in erster Linie aus Spaß an gutem Gameplay und um einfach mit Kollegen gemeinsam etwas zocken zu können (was sich ja beides ergänzt wenn's gut läuft; ich übernehme z.B. gerne die Rolle des Heilers/Supporters). Wenn das Spiel auch auf der Ebene der Koordination funktioniert und jeder eine abgestimmte Rolle übernimmt, macht es natürlich doppelt Spaß.
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Interceptor »

Manche Leute gehen aber ins Internet, um für sich ein anderes Leben zu erschaffen. Dieses unterscheidet sich aber von der Wirklichkeit. Nach meiner Erfahrung gibt es zu viele Naivlinge, die meinen, dass die virtuelle Person mit der realen Person übereinstimmen muss. Das finde ich problematisch, denn es ist oftmals der Zweck der Internet Person, anders zu sein.
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The Protagonist
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von The Protagonist »

Wenn man mit sich selber zufrieden ist, hat man doch eigentlich keinen Grund sich zu sehr von sich selbst zu distanzieren im Netz. Zumindest ist das meine Ansicht zu dem Thema. Wobei man die Sache in Games z.B. nicht unbedingt so eng sehen sollte, da man innerhalb dieser Welt auch an gewisse Grenzen gebunden ist. Damit meine ich allerdings auch richtige Online-Games, zu denen Second Life IMO nicht wirklich dazugehört. Hier findet schon eher die angesprochene Selbstdarstellung des "virtuellen Ichs" statt, aber ich sehe keine Notwendigkeit darin, mir so etwas aufzubauen, wenn es im Sinne eines Spieles viel bessere Alternativen gibt. Dazu muss man auch sagen, dass ich von Casual Games im allgemeinen nicht viel halte. Gutes Gameplay und Spielspaß sollten immer Priorität haben, danach gerne Ausbaumöglichkeiten für den virtuellen Avatar - solang es auch innerhalb des Universums des Spieles Sinn macht.

Früher oder später holt einen das RL sowieso ein, deswegen sollte man IMO dazu in der Lage sein, sein Online-Leben in Einklang mit dem RL zu bringen. Zumindest stelle ich es mir ziemlich anstrengend vor, zwei verschiedene Ichs/Leben aufrechtzuerhalten :?

In diesem Sinne: Guten Morgen!
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Interceptor »

Es ist nicht relevant, warum jemand eine virtuelle Person erschafft. Die Gründe dafür sind so vielseitig, wie es Menschen gibt.

Aber nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ein Schwarzer möchte gerne mal wie ein Weißer behandelt werden. Er meldet sich in den USA bei einem Forum an und dann kommt die Umfrage nach der Hautfarbe. Er kreuzt weiß an, weil das sein inniger Wunsch ist. Er unterhält sich mit den Leuten und fühlt sich wohl.

Später wird er bedrängt zu einem Treffen zu kommen, falls er nicht kommt, drohen seine Kontakte mit ihm zu brechen. Folglich hat er 2 Möglichkeiten:

1. Er läßt die Kontakte abbrechen
2. Er geht zum Treffen und läßt sich niedermachen, weil er eine Hautfarbe hat, die nicht zu seinem Innenleben passt.

Man kann dies auf viele andere Situationen übertragen. Ein weiteres Beispiel ist ein Halbwüchsiger, der seine SM Phantasien im Internet erkundet. Was am Ende zählt ist nicht die Tatsache, dass Menschen vielschichtig sind, sondern allein körperliche Merkmale.

Zum Thema Games: Warum macht die Spieleindustrie mit RPGs so guten Umsatz? Weil viele kleine Naseweise davon träumen, große starke erwachsene Helden zu sein. Also tauchen sie in die RPG Welt ein, wo die Eltern keinen Zutritt haben.

Warum glaubt Ihr sind die meisten Suikoden Helden Weisen? Die Eltern stören, also läßt man sie von Beginn an weg, oder sie sterben. Es ist schon ein kleines Wunder, dass Lucia Suikoden 3 überlebt hat.

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Sarai
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Sarai »

Interceptor hat geschrieben:Es ist nicht relevant, warum jemand eine virtuelle Person erschafft. Die Gründe dafür sind so vielseitig, wie es Menschen gibt.
Ich finde das sehr relevant. Immerhin sind Gründe der Ursprung von Reaktionsketten oder -handlungen.
Interceptor hat geschrieben:Aber nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ein Schwarzer möchte gerne mal wie ein Weißer behandelt werden. Er meldet sich in den USA bei einem Forum an und dann kommt die Umfrage nach der Hautfarbe. Er kreuzt weiß an, weil das sein inniger Wunsch ist. Er unterhält sich mit den Leuten und fühlt sich wohl.

Später wird er bedrängt zu einem Treffen zu kommen, falls er nicht kommt, drohen seine Kontakte mit ihm zu brechen. Folglich hat er 2 Möglichkeiten:

1. Er läßt die Kontakte abbrechen
2. Er geht zum Treffen und läßt sich niedermachen, weil er eine Hautfarbe hat, die nicht zu seinem Innenleben passt.
In was für einem Forum sollte dieser Beispielmensch aktiv sein, damit solche Reaktionen der anderen User bzw. sogar seiner "Freunde und Bekannten" des Forums wie in Fall 2 kommen? Würden die Internetfreunde nicht eher besorgt reagieren und nach dem "Warum" fragen?

Sehr extreme und nicht ganz nachvollziehbare Beispiele....
Interceptor hat geschrieben:Zum Thema Games: Warum macht die Spieleindustrie mit RPGs so guten Umsatz? Weil viele kleine Naseweise davon träumen, große starke erwachsene Helden zu sein. Also tauchen sie in die RPG Welt ein, wo die Eltern keinen Zutritt haben.

Warum glaubt Ihr sind die meisten Suikoden Helden Weisen? Die Eltern stören, also läßt man sie von Beginn an weg, oder sie sterben. Es ist schon ein kleines Wunder, dass Lucia Suikoden 3 überlebt hat.
Das Konzept der meisten RPG's ist doch einfach dass der Held immer eine tragische Rolle spielt. Dass sein Leben stark geprägt wurde und seine Einsamkeit hervorgehoben wird nur um wieder im Laufe des Spiels zu verdeutlichen, wie er Menschen kennenlernt, mit ihnen Abenteuer erlebt/überlebt und sich durch diese Menschen gestärkt fühlt bzw. wird obwohl er eigentlich von Anfang an alleine ist. Dieses kleine Merkmal bei den RPG Helden wiederholt sich doch nur öfter mal um dem Helden einen hervorstechenden Charakter geben zu können, der sich wiederum durch seine Freunde wandelt; in positivem Sinne.
Es ist doch im Grunde mehr als Moral eingebaut. "Deine Freunde sind für dich da und geben dir Kraft für das Unmögliche und vor allem für dich."

Warum RPG's so großen Erfolg haben? Weil sie vielseitig sind. Ein Misch aus Emotionen, Rätsel, strategische Kämpfe, Mysterien und vor allem eine gute Story sind das Grundprinzip was den Großteil so anspricht.
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Interceptor »

Sarai: In was für einem Forum sollte dieser Beispielmensch aktiv sein, damit solche Reaktionen der anderen User bzw. sogar seiner "Freunde und Bekannten" des Forums wie in Fall 2 kommen? Würden die Internetfreunde nicht eher besorgt reagieren und nach dem "Warum" fragen?

Sehr extreme und nicht ganz nachvollziehbare Beispiele....
Es kann ein beliebiges Forum sein, z. B. das Suikodenforum USA.

Dass sich die Internetfreunde nach dem Platzen der Bombe Sorgen um ihren schwarzen Freund machen, ziehe ich in Zweifel. Es gäbe sicher mehr Gejammer und Betrugsvorwürfe als Besorgnis.

Aber wenn Dir das Beispiel zu komplex ist; stell Dir einen Erwachsenen vor, der seine kindliche Seite im Internet ausleben will. Er meldet sich im Forum an, nennt nicht sein richtiges Alter und schreibt wie ein Kind. Schlecht für ihn wenn ein Teil seiner Persönlichkeit jünger ist als sein biologisches Alter.

Was Du über den Erfolg von Rollenspielen sagst ist sicherlich richtig, steht aber in keinem Widerspruch zu meiner Aussage. (Kleine Naseweise sind gerne mal Superhelden)
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Sarai »

Selbstverständlich ist da ein Widerspruch. Du hast ja behauptet RPG's eliminieren die Rolle der Eltern bei der Heldensaga, weil die Kinder mehr gefesselt werden autonom zu handeln und wollen gerne ein Welt "erleben" ohne Eltern. Das hatte ich eigentlich versucht zu revidieren indem ich meine Meinung sagte inwiefern es sich erklären lässt, dass RPG Helden fast nie Eltern haben oder diese fast nie eine Rolle spielen. Und dass der Erfolg der RPG's, auch bei Kindern, sich anders erklärt als dadurch dass sie eine Welt erschaffen in der es keine Eltern gibt. o_O
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Interceptor »

Wie Du meinst.

Um es wieder auf den Punkt zu bringen:

Ist es für Dich selbst undenkbar, ein zweites Leben im Web zu führen?
Könnte für andere Menschen ein Bedarf oder gar eine Versuchung bestehen, ein zweites Leben zu führen?

Ich habe Dir ein weiteres Beispiel gegeben das hoffentlich nicht zu abstrakt ist.
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Re: Das zweite Leben

Beitrag von Sarai »

Wenn man mit seinem realen Leben unzufrieden ist oder sich nicht traut andere Dinge auszuprobieren ist ein zweites Ich sicherlich reizvoll zu erschaffen.
Für mich aber nicht. Ich bin eigentlich ganz zufrieden. Und bei den Dingen wo ich es nicht bin, versuche ich nicht zu flüchten sondern mein Leben zu regeln und voll auszuschöpfen.
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