Selbstgeschriebene Geschichten

Wenn ihr gar nicht wisst, wohin damit.

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Haruka von Falena
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Selbstgeschriebene Geschichten

Beitrag von Haruka von Falena »

ich poste mal eine kleine geschichte, die ich aus einer laune heraus geschrieben habe. ich hoffe mal, dass sie gefällt.

Der Einsame Herrscher

„Es war einsam geworden auf dem Thron der Anderwelt, seitdem die Menschheit begonnen hatte, sich von ihren Göttern und Gottesboten abzuwenden. Den letzten Seraphim-Lord hatte der Ewige Herrscher der anderen Welt – des Jenseits – zu sich gerufen, um dem Alptraum der ewigen Einsamkeit zu entrinnen, und der junge Engel war ihm zutiefst dankbar.
Der Herrscher sinnierte traurig über sein Leben, während er sein Spiegelbild auf der Oberfläche des Rotweins betrachtete, der auf dem Tisch im Schein des Feuers schimmerte.

Er war der Älteste von insgesamt vier Brüdern und obwohl er seit dem Anbeginn der Ewigkeit lebte, schien es, als hätte sein Alter mit fünfundzwanzig aufgehört, voranzuschreiten.
Was ihn von seinen Brüdern aber am Meisten unterschied, war die Tatsache, dass er alle Menschen gleich behandelte, denn weder Reichtum, noch Fürbitten Anderer konnten ihn umstimmen, wenn er einmal sein Urteil gefällt hatte. Und das Urteil war immer das Gleiche.

Im Laufe der Äonen wurden seine Brüder ihm und den Menschen immer verhasster und obwohl die Menschheit den Herrscher fürchtete und ewig fürchten wird, gab es doch einige Menschen, die ihm und seinem Urteil mit Freuden entgegensahen, ja ihn sogar willentlich herbeiriefen.“ Der alte Jededaya holte tief Luft und wollte gerade weitererzählen, als eines der Kinder vor ihm die Hand hob.

Der Alte nickte dem kleinen, chinesischen Mädchen zu. „Hatte der Herrscher denn keine Familie? Keine Kinder?“, fragte sie. „Er ist doch alt genug, oder?“
Jededaya hatte während der Frage einen Vogel draußen auf dem Fenstersims beobachtet und lachte nun kurz auf. „Du musst Ming Xhiao sein.“, sagte er. „Deine Mutter hat mich auf solche Fragen deinerseits schon vorbereitet.“ Er zwinkerte ihr hinter den Gläsern seiner rechteckigen Brille zu, bevor er fortfuhr.

„Nun“, sagte er, „der Herrscher hatte tatsächlich eine Tochter; eine junge Frau, die nicht viel jünger wirkte, als ihr Vater. Sie berührt die Herzen der Menschen, nachdem ihr Vater sein Urteil gefällt hat.“
Ein kleiner Junge, der ganz hinten in der Gruppe saß, stand auf, damit Jededaya ihn sehen konnte. „Meister Jededaya“, sagte der Junge. „Was sind das für Menschen, die der Herrscher verurteilt?“
Der Alte nahm seine Brille ab und polierte die Gläser mit dem Einstecktuch seines Jacketts. „Diese Frage ist schnell beantwortet: Es trifft Jeden; mich, meine Kinder und irgendwann in der Zukunft wird er auch euch holen.“

Ein Mädchen brach in Tränen aus und Jededaya war klar, dass diese Antwort für Kinder zwischen fünf und sieben Jahren etwas zu hart gewesen sein mochte. Er erhob sich aus seinem Schaukelstuhl und ging auf das Mädchen zu. Er nahm es auf den Arm und musste kurz nach den richtigen Worten suchen.

„Du musst keine Angst haben, Yashodara.“, sagte der Alte ruhig. „Bis es soweit ist, vergehen noch viele, viele Jahre und auch, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird er dir nichts Böses tun. Er nimmt dich mit in seine Welt.“
Das kleine Mädchen beruhigte sich, und so setzte Jededaya sie wieder ab. Er kehrte in seinen Schaukelstuhl zurück, wo er einen Augenblick nachdachte.

„Wie gesagt“, fuhr er mit rauer Stimme fort, „wen die Menschen wirklich hassten, waren seine drei Brüder, die sich inzwischen selbst zu Hohen Fürsten der Anderwelt erhoben hatten.
Auch der Herrscher war nicht gut auf seine Brüder zu sprechen, denn wann immer das Trio der Fürsten – ob nun zusammen, oder jeder allein – seine Macht in der Menschenwelt walten ließ, war es der Herrscher, der ihnen folgen musste, um das Leiden der Menschen zu beenden.“

Wieder stand der Junge auf, der schon einmal eine Frage gestellt hatte: „Meister Jededaya, erlaubt ihr mir die Frage, welches Aussehen der Herrscher hat?“
Der Alte senkte den Kopf. „Mika, Mika, Mika...“, seufzte er, „wenn man dich so reden hört, könnte man meinen, du wärst älter als ich. Und bitte, nenn mich doch endlich Großvater. Ich weiß wirklich nicht, was sich deine Mutter dabei gedacht hat, dir diese Anrede beizubringen. Zu deiner Frage: Der Herrscher hat viele Gesichter. Je nachdem, wen er besucht, erscheint er als weißer Engel, als wütendes Monstrum, oder als erlösender Traum.“

Quan Ying, die Zwillingsschwester von Ming Xhiao, hob nun die Hand: „Vorhin hast du aber gesagt, dass die meisten Leute den Herrscher fürchten, aber ein Engel, oder ein Traum sind doch etwas Schönes, oder nicht?“
Jededaya lächelte. „Ich sehe, ihr passt gut auf. Nun, ich gebe zu, das waren die falschen Worte, denn die Menschen fürchten nicht wirklich ihn, sondern vielmehr das, was seinem Urteil folgt, oder seinem Kommen vorausgeht.“
Quan Ying lachte leise. „Ich glaube, ich weiß jetzt, wer der Herrscher ist.“, sagte sie.

„Daran zweifle ich nicht.“, sagte der Alte und legte einen Zeigefinger auf seine Lippen. „Lass mich erst bis zum Ende erzählen, ja?“
„Könntest du mehr von seinen Brüdern und seiner Tochter erzählen? Vielleicht ihre Namen nennen?“, fragte ein kleines Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und sehr hoher Stimme. Sie saß auf einem pinkfarbenen Plüschkissen und hatte ihre Beine übereinander geschlagen.

Jededaya räusperte sich. „Was meint ihr denn?“, fragte er lächelnd. „Was meint ihr, wer die Brüder sind und wer die Tochter des Herrschers ist?“
Die Kinder tauschten ratlose Blicke und dachten angestrengt nach.. Nur Jessica, ein kleines, blondes und unscheinbares Mädchen mit einer viel zu dicken Brille hob die Hand. „Ich glaube, ich habe mal gelesen, wer die alle sind.“
„Dann leg mal los, meine Kleine.“, forderte Jededaya sie auf. „Wir sind alle sehr gespannt und wenn du dich irren solltest, denk dir einfach nichts dabei, in Ordnung?“ Er lächelte, als Jessica zu ihm kam und sich auf seine Knie setzte.
„Die Brüder heißen – glaub ich – Hungersnot, Krieg und Pestilenz.“, sagte sie. „Seine Tochter ist die Traurigkeit und der Herrscher selbst ist der Tod.“

Jededaya applaudierte. „Sehr gut, Jessica.“, sagte er, gerade als es an der Tür klopfte und Quan Yings Mutter durch das kleine Türfenster spähte. „Und da das Rätsel nun gelöst ist, geht brav nach Hause, bis zur nächsten Stunde der Geschichten.“

Wenig später, nachdem der Alte die Kinder an ihre Eltern übergeben hatte, war Jededaya allein und ließ sich wieder in seinen Schaukelstuhl sinken. Seine Augenlider waren plötzlich bleischwer.
„Bist du bereit?“, hörte er eine Stimme und öffnete erschrocken die Augen. Vor ihm saß ein Mann von etwa fünfundzwanzig und lächelte ihm zu, während er Jededaya aus tiefen, unergründlichen Augen ansah. „Ich möchte euch danken, Meister Jededaya.“, sagte der Fremde. „Du hast viel für mich getan, doch nun bin ich hier, weil deine Zeit gekommen ist.“

Jededaya stand auf. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren! Aber bitte, erlaube mir eine Frage, mächtiger Herrscher der Anderwelt.“
Der junge Mann nickte, bevor Jededaya fortfuhr: „Werde ich meine Frau wiedersehen?“ Der Tod legte schweigend seinen Arm um die Schulter des Alten und sie gingen durch die Tür, die sich wie von Zauberhand öffnete. Sie traten hinaus und verschwanden im dichten Nebel, der überall zu herrschen schien.

Am folgenden Morgen öffnete Maren, Jededayas Tochter, die Tür zur Wohnung ihres Vaters und als sie ins Wohnzimmer gekommen war, sah sie ihn in seinem Schaukelstuhl sitzen. Sein Kopf war ihm auf die Brust gesunken, doch ein seliges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Maren brauchte eine Weile, bis sie die Lage erfasst hatte und erst, als sie begriff, was mit ihrem Vater los war, spürte sie den eisigen Griff der Traurigkeit in ihrem Herzen.
Bitter waren die Tränen, die sie weinte, doch auch sie kannte die Geschichten, die er den Kindern der Stadt seit langer Zeit erzählte, und deshalb wusste sie, dass er diesen Moment lang erwartet hatte.
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Re: Selbstgeschriebene Gedichte und Geschichten

Beitrag von oddys »

Sehr schön er wird doch genutzt der Thread werde mal nachher selbst wieder was posten.
Nette Geschichte Haruka.
Die Zukunft begann gestern.

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MrSark
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Re: Selbstgeschriebene Gedichte und Geschichten

Beitrag von MrSark »

Kann ich oddy nur zustimmen, sehr flüssig geschrieben und auch vom Inhalt unterhaltsam. Und Alter: Gross und Kleinschreibung!!! Bei Haruka!!!
Werd euch glaub ich auch nachher mal mit miner Poésie "beglücken" :)
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Haruka von Falena
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Re: Selbstgeschriebene Gedichte und Geschichten

Beitrag von Haruka von Falena »

da seht ihr mal... ich kann auch anders... außerdem hab ich mir das kleinschreiben nur im netz angewöhnt... ^^ich hoffe mal, die nächste gefällt euch ebenso. :)
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Tennô-Castle – Eine Zukunft ohne Hoffnung

Die elementaren Engel und die mitglieder des Rates der Himmel waren nicht mehr zugegen und Lord Tennô saß ganz mutterseelenallein in seinem von Kerzen erleuchteten Arbeitszimmer. Er war derart in seine Unterlagen vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich die Tür leise öffnete und seine Hausdame Madame Portier ein Tablett mit Tee und Plätzchen auf dem kleinen Tischchen neben dem Kamin positionierte und wieder zur Tür hinausschlüpfte.

Erst einige Minuten später kroch ihm das Aroma des Tees in die Nase und die Unterlagen verschwanden in einem dunkelblauen Ordner, bevor sich Lord Tennô in seinem altmodischen, weinroten Ohrensessel am Kamin niederließ und sich über Tee und Gebäck hermachte.

Bevor jedoch das erste Plätzchen sein Dasein verlor, erkannte er, dass es in diesem uralten Gemäuer, welches schon seit viel zu vielen Jahren seine Heimat war, viel zu sehr zog. Er schnippte mit den Fingern und ein tieforange leuchtendes Feuer schoss im Kamin empor, und während ein Plätzchen nach dem anderen verschwand, erfüllte eine wohlige Wärme den Raum.
Er trank schweigend seinen Tee und bedachte all die Jahre, die er nun schon allein in diesem einstmals so prächtigen, jedoch nun langsam immer mehr verfallenden Schloss lebte.

Als er jedoch anfing, schläfrig zu werden, stand er auf, strich sein Gewand glatt und ging aus dem Zimmer.
Nachdem er die matt schimmernde Ebenholztür hinter sich geschlossen hatte, ging er die schmale Wendeltreppe hinunter und erreichte schließlich die von Feuerschalen gesäumte Galerie, einen Korridor, der einmal zu beiden Seiten einen wunderschönen Blick bot.

Kam man aus dem Arbeitszimmer, bot die rechte Wand eine mannigfaltige Auswahl an Gemälden, von denen inzwischen schon viele verblasst waren, und die linke Wand bot gar nichts, denn es gab keine. An ihrer statt zeigte sich ein kunstvoll gearbeitetes Geländer und dahinter bot sich der Blick auf die Halle der Möglichkeiten, einen Raum mit vielen Treppen und mindestens ebenso vielen Türen und Gemälden.

Nachdem er die Galerie und die Halle der Möglichkeiten durchquert hatte, betrat er die marmorne Eingangshalle und stieg langsam die breite Treppe hinunter, die zum riesigen hölzernen Eingangstor führte.

Seine pochenden Schritte schallten durch die leere Halle, die nur vom leisen Plätschern des siebenstöckigen Brunnens erfüllt war, den Uriel, der Elementar der Erde aus dem steinernen Boden hatte erstehen lassen.

Lord Tennô machte auf dem Absatz kehrt und mit einem müden Lächeln musterte er die großen Statuen, die sich an den beiden unteren Enden des Treppengeländers befanden und die beiden Statuen, die das Eingangstor säumten.
Die beiden Engel am Ende der Treppe waren zwei der drei weiblichen Engel, die in Tennô-Castle wohnten: Lady Gabrielle, der Elementar des Wassers und Lady Annabelle, der Erzengel der Magie. Diesen beiden Statuen gegenüber säumten große Marmorfiguren das Eingangstor. Eine zeigte Lady Alexiel und die letzte zeigte einst Lord Raphael, doch war sie zersprungen und nur noch die Füße zeugten von der immensen Größe des Abbildes.

Lord Tennô zog ein unbenutztes Taschentuch aus seinem Gewand, ging auf die Statuen zu und begann die goldenen Tafeln zu polieren, die unten am Sockel angebracht waren und die er eigenhändig montiert hatte.

Als die Tafeln erneut glänzten, schritt er von dannen und öffnete die Tür zum Speisesaal. Vier riesige Tische mit halb abgebrannten Kerzen alle paar Meter standen nebeneinander, so dass man ohne Weiteres bis zum Ende der Halle zwischen ihnen durchgehen konnte.

Wie lange dieser Raum schon nicht mehr benutzt wurde, wusste er nicht genau, aber im Innern tat es ihm weh, da er diesen Raum sehr schön fand und sich gern darin aufhielt.

Obwohl Madam Portier diesen Raum – wie alle anderen auch – regelmäßig gründlich putzte, ging Lord Tennô zu dem gewaltigen Stundenglas in der Ecke und polierte auch dort die filigranen Figuren aus Gold und Juwelen. Dann setzte er seinen Rundgang durch das Schloss fort. Wieder zurück in der Eingangshalle, ging er nun zu einer kleinen unscheinbaren Tür, die der zum Speisesaal direkt gegenüber lag. Hinter dieser Tür lag ein finsterer Gang, der an einer Treppe endete, die in die Tiefe führte. Er nahm eine Fackel von der Wand und ging hinunter. Als er dort unten ankam, legte er die Fackel in eine bronzene Feuerschale, die augenblicklich den kleinen Raum erhellte. Direkt gegenüber der Treppe war eine weitere Tür, die absolut nicht unscheinbar war, denn ein goldenes, in die Tür eingelassenes =T= begann sofort zu leuchten.

Er legte seine Hand gegen den glühenden Buchstaben und die Tür schmolz nahezu dahin und gab den Weg frei auf einige riesige Hügel von Goldmünzen und Juwelen. Er seufzte tief und wanderte zu einer Vitrine, in der einige besondere Artefakte aufbewahrt wurden, wie zum Beispiel die Hand des Midas, eine Zauberformel, welche die altbekannte Fähigkeit, alles in Gold zu verwandeln, was man berührt, auf einen neuen Körper zu übertragen vermochte.
Was nützt alles Gold der Welt, wenn man allein ist – so, wie ich jetzt, dachte Haruka und seufzte tief, während sein Blick weiter schweifte.

Direkt neben der Schriftrolle lag ein Juwel, welches in einem schwarzen Licht glühte und von dem noch niemand wusste, welche Fähigkeiten diesem Stein inne wohnten. Aus diesem Grund hob er das golfballgroße Juwel aus der Vitrine und betrachtete es im Licht der Feuerschale, bevor er es in die Tasche steckte um es später im Labor zu untersuchen. Auf der anderen Seite der Schriftrolle thronte ein in ergraute Seidentücher gewickeltes Schwert.

"Das Schwert von Urgroßvater Tennô", seufzte er und hob die Klinge hoch und während die Seide in die Vitrine zurück glitt, erhob er das Schwert, schwang es und trennte die lodernde Flamme von der Feuerschale.
Die Flamme schwebte empor zur Raumdecke und verpuffte schließlich. Wenige Sekunden danach loderte in der Schale erneut ein Feuer auf.

Er griff sich einen Beutel mit Goldmünzen, steckte den in seine Gewandtasche und verließ die Schatzkammer.
Er löschte das Licht der Feuerschale und als er über die Schwelle des Raumes getreten war, erschien die Tür wieder dort, wo sie gewesen war und es sah aus, als wäre Lord Tennô nie in der Kammer gewesen, denn selbst die Spinnweben hingen plötzlich wieder so vor der Wand und in den Ecken, als wären sie niemals zerrissen worden.

"Dann wollen wir mal!", sagte er zu sich selbst, stieg die Treppe hinauf und schloss die kleine unscheinbare Tür hinter sich, an der nun ein Schild mit der Aufschrift Besenkammer hing.

Rechts von der kleinen Tür führte eine weitere Treppe hinab, die ihn noch weiter hinunter führte, bis er die große weiße Flügeltür erreichte, welche ihn in die Spielhalle führte.

Als er die Tür öffnete und eintrat, schluckte er. Die Halle war leer und verlassen und dort, wo Rosiel einst im Kassenhäuschen gesessen hatte, klaffte nun ein riesiges Loch im Fußboden und einige Spiel-Chips lagen drum herum auf dem Boden.

Lord Tennô erinnerte sich nur zu gut daran, wie Alexiel hier ihre erste große Gesangs-Darbietung gegeben hatte, und wie ihr Bühnen-Feuerwerk das Casino leergefegt und in Brand gesteckt hatte.
Rosiel wollte alles renovieren und erneuern lassen, doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Das Schloss war seit jenen fernen Tage verwaist und immer mehr vereinsamt.

Würde er nicht hin und wieder mit den verschiedenen, magischen Gemälden sprechen, hätte er wahrscheinlich schon längst seinen Verstand verloren, denn auch die letzten beiden lebenden Menschen in Tennô-Castle, Madame Portier und Yoshino Yamamoto sprachen nicht oft mit ihm, denn seine Hausdame stürzte sich von morgens früh bis abends spät in die Hausarbeit und Yoshino hatte sich seit dem überraschenden Tod ihres Mannes in die Räumlichkeiten ihrer Taverne zurückgezogen.

Haruka beugte sich hinunter und hob einen staubigen Würfel vom Boden auf und ließ ihn in eine der Keramikschalen fallen, die für das Spiel Chinchirorin auf die Tische montiert worden waren. Er seufzte und ließ seinen Blick schweifen und vor seinem geistigen Auge sah er eine lachende Menge, die sich im Spiel und in der Feier verlor.

Mit Tränen in den Augen machte der Hausherr kehrt, verließ das Casino und sein Blick fiel auf eine kleine verfallene Tür gegenüber, vor der einige durchlöcherte Körbe standen, die einmal die verschiedensten Waren enthalten hatten.

Wieder schluckte Lord Tennô und er betrat den kleinen Laden, der dem Händler Abdul gehörte. Fast schon wünschte er sich, eines jener Wortgewitter zu hören, die Abdul jedes Mal lostrat, wenn ihm ein potentieller Kunde über den Weg lief. Wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er wirklich ganz allein war. Er strich über eines der klapprigen Regale, welches unter der sanften Berührung zusammenbrach. Auch hier machte er kehrt und wandte sich nach rechts. Dann ging er durch die Tür des Onssen, die nur noch lose in den Angeln hing und in der durchlöcherten Mauer ohnehin recht verloren wirkte. Das Wasser war verschwunden und die eisblauen Kacheln waren an einigen Stellen von der Wand und in den klaffenden Riss im Boden gestürzt. Das verwobene Metallgitter, welches den Bereich der Männer blickdicht vom Frauenbereich trennte und trotzdem eine Verständigung ermöglichte lag rostend auf dem Boden.

Hier schwelgte der junge Lord erneut in Erinnerungen, die ihn an vielen Wasser-Schlachten und erbaulichen Gesprächen mit Raphael, Uriel und Gabrielle vorbeiführten.
Diese Erinnerung war jedoch zuviel für ihn und er fiel auf die Knie und begann bitterlich zu weinen.

Nachdem die Erinnerung schließlich ein wenig abgeebbt war, raffte sich Lord Tennô wieder auf und eilte die Treppen hinauf in die Eingangshalle, nachdem er vergeblich versucht hatte, am Ende des Kerker-Korridors die Taverne zu betreten und mit Yoshino zu sprechen. Er hatte sie inzwischen schon so lang nicht mehr gesehen, dass er sich nicht einmal mehr sicher sein konnte, ob sie noch am leben oder ob sie schon gestorben war.

Draußen vor dem Tor zog er seinen Geldbeutel aus seinem Gewand und ließ die Münzen klingend in eine Sammeltruhe fallen, die zwar schon lang nicht mehr geleert worden war, jedoch noch regelmäßig von ihm gefüllt wurde. Danach folgte er dem Weg über die Ländereien und erreichte so seine alte Freundin Willow, die Midas-Weide.

Traurigerweise war von dieser stattlichen uralten Weide nur noch ein kleiner versengter Stumpf übrig, denn Willows Existenz war einem Blitz zum Opfer gefallen und mit ihr all ihre Schösslinge. Hier kniete Haruka nieder und sprach ein selbstverfasstes Gebet, welches alle ehemaligen Bewohner mit einschloss.

Als er danach seinen Blick über die Ländereien schweifen ließ, stellte er fest, dass sein einstmals grüner Wald und seine ehemals ebenso grünen Wiesen nun braun und verdorrt waren. Der See war nur noch ein Loch voller Schlamm.

So von Trauer durchflutet wollte er sich am Gestade des Meeres ablenken und verschwand in seinem Wirbel aus tanzenden weißen Lichtern.

Als er die Höhle erreichte, stockte ihm der Atem, denn die gewaltige Grotte, in der sonst seine drei Schiffe – die Unicorn, die Chimära und die Charybdis – vor Anker lagen, war eingestürzt und nur noch ein einzelner Mast ragte aus dem Geröllhaufen. Wie viel Zeit war verstrichen, seit er sich das letzte Mal auf seine Ländereien gewagt hatte? Er wusste es nicht...

Er begab sich hinter einen verdorrten Ausläufer des Schwarzen Waldes und fand dort das einzige Gebäude, welches nach wie vor von der elementaren Magie der Engel beschützt wurde – das Mausoleum.
Der schimmernde Energieschild teilte sich vor dem jungen Lord und er trat ein, wo er stockend schluckte. Er schritt auf eine Reihe prächtiger Sarkophage zu und begann zu schluchzen, denn hier ruhten die sterblichen Überreste der Engel, die Haruka wichtiger waren, als jedes andere Wesen. Uriel und Raphael waren bei einem Aufstand der verlorenen Seelen in einen Hinterhalt geraten und dem Flügel-Schlag zum Opfer gefallen, was ihre lebendigen Körper verrotten ließ, bis der Tod sie erlöste.

Michael und Gabrielle wurden von Partisanen der Dämonen getötet, die einem Friedensvertrag zwischen demn Licht und der Dunkelheit nach wie vor abweisend gegenüber standen.

Lord Tennô strich über den prächtigsten der fünf Särge, kniete nieder und weinte. Er weinte schlimmer, als jemals zuvor in seinem Leben, denn der Schmerz der in ihm tobte schien in seinen Adern zu brennen und zu pulsieren...

In dem Sarkophag ruhte Annabelle, der Engel der elementaren Magie. Sie hatte er durch den Wahnsinn des neuen Papstes verloren, der eine Lawine der Ereignisse lostrat, welche den mächtigen Engel zu Grunde richtete. Genau genommen begründete Papst Benedikt XVI. eine neue, noch grausamere Art der Inquisition und eine neue Welle der Hexenverbrennung rollte über die Erde.

Nicht einmal vor den Sendboten Gottes machte er halt und so starb Lady Annabelle einen grausamen Feuertod im Namen der Angst.

Keiner der anderen Engel konnte ihr zur Hilfe kommen – nicht einmal Lord Tennô selbst. Eine Träne tropfte ihm vom Kinn und er sah vor seinem geistigen Auge jene unheilschwangere Zeit vor sich und er schluckte hart, während er unter Tränen mit der Faust auf den Boden hieb.

Er befürchtete, seinen Verstand zu verlieren, wenn er länger im Mausoleum blieb, also kehrte Lord Tennô ins Schloss zurück und schickte sich an, den höchsten Turm zu besteigen, den er sonst nur für Astrologie oder Astronomie nutzte.

Oben angekommen traf sein Blick sofort sein Teleskop und als er es benutzte, musste er erkennen, dass die Kristall-Linsen im Inneren zerbrochen waren und er nicht zu sehen vermochte, was außerhalb seiner Ländereien vorging.
"Ich hab´s satt!", schnaubte er und stürmte die Treppe hinunter.

Plötzlich vernahm er aus der Tasche seines Gewandes einen sonderbar summenden Ton und als er forschte, wo dieses Geräusch herkam, fand er das schwarze Juwel wieder, welches er in der Schatzkammer eingesteckt hatte.
Diesem Fingerzeig des Schicksals nachgehend, öffnete er wenig später die Sicherheits-Tür des Forschungslabors und staunte, als er sah, dass dieser Teil des Schlosses nicht dem Verfall erlegen war.

Er legte den Stein auf eine Plattform in der Mitte des Raumes und richtete einen lasergesteuerten Spektral-Sonographen darauf. Der silbern leuchtende Energiestrahl traf den Edelstein und der schwarz schimmernde Glanz wurde zu einem violetten Leuchten, das sich immer weiter ausbreitete, bis es die Größe eines Kleinwagens erreicht hatte.

Lord Tennô stellte das Gerät ab und sein Blick bohrte sich ins Innere des Lichtes, welches seinen Blick scheinbar magisch anzog. Wie in Trance bewegte er sich auf das Licht zu und wäre sicherlich darin eingetaucht, wenn er nicht mit dem Ellenbogen gegen einen Reagenzglas-Ständer gestoßen wäre, der zischend in die Lichtkugel fiel und in Flammen aufging. Haruka wich zurück, stellte den Spektral-Sonographen auf negative Energie und ließ das Licht in das Juwel zurückkehren.
Allerdings kehrte das Licht nicht nur zurück, sondern die Energie sprengte das Juwel in Millionen Splitter und während die einzelnen Kristallstückchen sich im Saal verteilten, hörte der junge Lord einen ihm nur zu gut bekannten Satz: "Nur eine Frage, nur eine Antwort!"

Das darf nicht wahr sein... noch ein Orakel, dachte er und kehrte einige der Splitter zusammen, die übrig geblieben waren. Er schüttete die Splitter in den Beutel, der vor kurzem noch seine Goldmünzen beherbergte. "Wer weiß, wozu´s noch gut ist", sagte Haruka zu sich selbst und stellte nun fest, dass er nicht wusste, was er noch tun könnte.

Er ließ seinen Blick noch kurz auf den Juwelensplittern ruhen und wieder einmal kehrten seine Gedanken zu einem längst vergangenen Ereignis zurück. Es war der Tag, an dem er mit fast all seinen Freunden durch die Geheimgänge seiner Bibliothek wanderte und dort das Zepter fand, welches Jede Frage zu beantworten vermochte.

Lord Tennô dachte an Cassandra, deren Seele durch Annabelles mutigen Einsatz aus einem Orakel-Zepter befreit wurde und die sich dann als ein weiterer Bewohner Tennô-Castles vom verängstigten Mädchen zur selbstbewussten Frau entwickelt hatte.

Schließlich entschloss sich Lord Tennô, auf die Terrasse zu gehen, die sich weit über das Land streckte und entdeckte im Korridor, der dorthin führte, den eingerahmten Brief, den er damals im Schrank seiner Großmutter gefunden hatte. Es war ein Brief seiner leicht einfältigen, aber herzensguten Tante an den ehemaligen Präsidenten von Russland, Michail Gorbatschow, den sie über einige Missstände informieren wollte, die der von ihr geleiteten Pfadfindertruppe aufgefallen war. Er war mit verschiedenen bunten Stiften unterschrieben:

Lieber Herr Gorbatschow,
So viele Menschen haben Angst, genau wie ich. Ich mache mir Sorgen, um das Wettrüsten in ihrem Land und in Amerika.
Die Kinder in meiner Pfadfindergruppe sprechen immer wieder darüber, was sie mal werden wollen, falls sie erwachsen
werden, verstehen sie? – Nicht wenn sie erwachsen werden.
Ich bitte sie daher darum, die Raketen wegzuwerfen und glaube, wenn sie den Präsidenten von Amerika anrufen, dass er
genau das Gleiche tun wird.
Viele liebe Grüße usw. usw.


Lord Tennô seufzte, als er dran dachte, dass vielleicht noch heute so viele Kinder die gleichen Ängste haben. Er hängte den Rahmen wieder an die Wand und setzte sich auf die Bank, die im Korridor stand und schaute auf die alten Fotos die überall an der Wand hingen und plötzlich erhob er sich wieder und rannte in sein Arbeitszimmer, wo er das Folio Angeli aufbewahrte, ein magisches Fotoalbum für ganz besondere Bilder. Er schlug das Buch auf und wie von Zauberhand schlug eine Seite auf, auf der ein Polaroid eingeklebt war. Es zeigte Lady Annabelle und ihre Schwester Elisabeth, und Lord Tennô schluckte hart, denn dieses Bild war das einzige, das sich in diesem Buch befand, auf dem noch etwas zu erkennen war...

Doch auch dieses Bild wurde schon langsam blasser und genau das schmerzte den jungen Lord am meisten. Denn sterben die Bilder, stirbt irgendwann die Erinnerung, auch wenn die unsterblichen Seelen in einer anderen Zeit wieder zueinander finden werden, ist in der Zeit des Vergessens das Leid am stärksten.

Das Schlimmste, was ihm passieren konnte war in Kraft getreten: Seine Erinnerung wurde langsam aber sicher von blassen Nebelschleiern verborgen.

Es tat ihm immer heftiger weh, dass er allein war und er quälte sich über viele weitere Monate mit diesen Schmerzen hinweg.

Irgendwann begab er sich doch noch einmal auf die Terrasse, die wie ein gigantisches Sprungbrett über die felsige Landschaft östlich des Sees erstreckte. In dem Torbogen zwischen Korridor und Terrasse wandte der junge Lord sich nach links und ging in einen ganz kleinen Raum. Da drin setzte er sich vor eine mächtige Buddha-Statue und versuchte, seine Gedanken in klarer Meditation zu fokussieren, was ihm nur teilweise gelang, denn wieder drängten sich die Gedanken an seine Mitbewohner in den Vordergrund. Er öffnete seine Augen und fasste für sich einen Entschluss. "Ich werde bis zum Ende meines Daseins an euch denken", schwor er und legte die Finger der linken Hand auf den steinernen Boden. "Die Erde soll meinen Eid bezeugen." Mit diesen Worten und den gleichen Gedanken erhob er sich und Lord Tennô verließ den Gebetsraum und ging bis zur Brüstung am Ende der Terrasse und begann einen Zauber zu sprechen:

Der Schwingen Licht soll schwinden
und Zauber soll vergehn,
Um´s Glück erneut zu finden,
so lasst den Engel gehen!


Die sechs Schwingen des jungen Elementars breiteten sich aus und verschwanden kurz darauf in einem weißen Wirbel tanzender Lichter.
Der Engel erhob sich in die Luft und alle magische Energie strömte aus seinem Körper. Er sank wieder hernieder und stand letzten Endes auf der einstmals weißen Terrassenbrüstung. Als er die Augen öffnete, schaute er hinunter in den felsigen Talgrund. Eine winzige Bewegung seines Fußes reichte aus und er stürzte in die Tiefe.

"Erinnern", sagte er als letztes Wort und ein Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er in die eisige Dunkelheit entschwand.

Ein Schrei gellte durch Tennô-Castle und wenig später kamen die Elementare in Harukas Gemach gestürmt, um zu sehen, was vorgefallen war.
"Was ist passiert?", rief Uriel, der Haruka schon immer ein guter Freund gewesen war.
"Nur ein fürchterlicher Traum", schluchzte Lord Tennô, ließ seinen Blick von Annabelle bis Raphael schweifen und setzte sich weiter auf, um einen Schwall Tränen zu trocknen. "Der entsetzlichste Traum, den man sich denken kann."
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Re: Selbstgeschriebene Gedichte und Geschichten

Beitrag von oddys »

Jetzt hat Haruka schon zwei Geschichten gepostet da muss ich ja mithalten. ^^

„Alle Maschinen sind bereit zum Start Captain“, sagte der Techniker durch das Kommunikationssystem. „ Alles klar halten sie sich bereit“, antwortete Captain William Adams und zur Verbindungsoffizierin gewand fuhr er fort: „Miss Huang stellen sie eine sichere Verbindung zur Bodenkontrolle in Houston her“. Nach einer Weile erfolgte die Antwort: „Hier spricht Professor Ericson, alles bereit zum Start?“ „Ja Professor, alle Vorbereitungen sind abgeschlossen“. „Ein paar letzte Worte vor dem Start Captain?“ „Dies ist ein großer Sprung für ein Schiff aber ein noch viel größerer für die Menschheit“. Zum Maschinenoffizier gewand fuhr er fort: „Starten sie den Impulsantrieb und bereiten sie die Initialisierungssequenz für den Phasenverschiebungsantrieb vor“. „Alles klar Captain“, antwortete dieser. „Die New Horizon erreicht in 2 Minuten den Nullgravitationspunkt zwischen Erde und Mond“, sagte Brian Wogan der erste Offiziere der New Horizon. „Leiten sie die Gravitonen in den Teilchenbeschleuniger ein“, antwortete der Captain. „Start des Teilchenbeschleunigers in 53 Sekunden“, erklang die Stimme des Schiffscomputers. „Alle bereiten machen zum Phasensprung“, sagte William Adams an die Crew gewand. Nach einer Weile die allen wie eine Ewigkeit erschien erklang der Countdown: „10, 9, …, 2, 1 Start“.

Mit einem plötzlichen Blitz verschwand die New Horizon von den Überwachungsschirmen in der Bodenkontrolle. Mit einem lächeln nahm Professor Ericson den Hörer des Telefons zur Hand und drückte die Kurzwahltaste. „Büro des Präsidenten was kann ich für sie tun“, „hier spricht Professor Ericson der Präsidenten erwartet meinen Anruf“, sagte Ericson in den Hörer des Telefons. „Einen Augenblick ich verbinde“, erklang die Antwort der Sekretärin. „Ah, Professor Ericson ist alles nach Plan verlaufen“. „Alles verlief wie erwartet, die New Horizon sollte in etwa einer Woche zurück sein, falls nichts unerwartetes passiert“, antwortete der Professor. „Die Ansprache kann also wie geplant stattfinden?“. „Ja Mister Präsident die erforderlichen Daten werden gerade von meinem Assistenten zusammengestellt“. „Sehr gut gemacht Mister Ericson sie haben der Menschheit einen großen Dienst erwiesen. Falls diese Expedition erfolgreich verläuft werden ihnen die Mittel für weitere Schiffe der Horizon-Klasse zur Verfügung gestellt“. „Ich hoffe auch das die Expedition Erfolg hat sonst waren 17 Jahre Forschung umsonst. Ich bin aber zuversichtlich das der Phasensprungantrieb einwandfrei funktioniert“, mit diesen Worten beendet Professor Ericson das Gespräch und wand sich seinen weiteren Aufgaben zu.

Plötzlich verschwanden die Sterne und die Schwärze zwischen ihnen. An ihre Stelle traten das Blau und Weiß des Phasenraumes. „Wunderschön“, flüsterte Rianne Huang. „Ich wusste gar nicht das du eine romantische Ader hast“, antwortete Brian mit einem Grinsen. „Computer wie lange braucht die New Horizon bis zum Erreichen des Epsilon-Eridani-Systems“. „Nach den Berechnungen von Professor Ericson etwa 12 Stunden Standartzeit“, antwortete der Computer. „Computer, überwache die Systeme während die Hauptcrew sich zu Bett begibt“, mit diesen Worten wand sich Captain William Adams dem Ausgang zu und verließ die Brücke. „Captain verlässt die Brücke“, sagte Brian.

„In 30 Minuten erreichen wir das Epsilon-Eridani-System, Captain“, erklang Brians Stimme aus dem Lautsprecher der Kabine des Captains. „Ich komme“, antwortete der Captain und verließ seine Kabine. Langsam schritt er durch die Flure und begegnete gelegentlich verschiedenen Offizieren und anderen Personen der Crew, die sich ebenfalls auf den Weg zu ihren Arbeitsplätzen machten. Nach einer Weile erreichte er die Türen der Brücke die sich automatisch öffneten. „Captain auf der Brücke“, sagte Brian Wogan und verließ den Kommandosessel. Kurze Zeit später verließ die New Horizon den Phasenraum. „Was zeigen die Sensoren Miss Ericson?“, fragte der Captain an Lyrisia Ericson den Wissenschaftsoffizier. „6 Felsplaneten ähnlich der Erde und 7 Gasriesen. Die zwei Sonnen sind stabil und befinden sich im zweiten drittel ihrer Lebensspanne“. „Irgendwelche bewohnbaren Planeten im System?“, fragte Brian neugierig. „Laut Sensordaten sind mit unseren bisherigen technischen Möglichkeiten 4 der 6 Planeten kolonialisierbar, wobei Epsilon-Eridani 4 und 5 ohne große technische Hilfsmittel kolonialisierbar seien müssten. Mehr lässt sich anhand der Sensordaten nicht bestimmen“. Kurz darauf erschien auf dem Hauptmonitor eine 3D Animation des Systems“. „EE-4 ist ein Doppelplanet ähnlich der Erde“, merkte Lyrisia an. „Sind einige Monde ebenfalls kolonialisierbar“, fragte William nach einer Weile. „Die Analysen sind noch nicht abgeschlossen aber einige werden es bestimmt sein“. „Mister Wogan bringen sie die New Horizon näher an EE-4 heran damit wir Atmosphärenproben nehmen können“. „Aye, Captain“, antwortete dieser und betätigte einige Tasten auf den Konsolen vor sich. Die Reisezeit beträgt etwa 9 Stunden Standartzeit beim Einsatz von Mikrophasensprüngen, Captain“. „Nun denn genug Zeit für die Wissenschaftler an Bord die Sensordaten zu analysieren und für sie Mister Wogan sich eine Mütze schlaf zu genehmigen“. „Schlimmer als meine Mutter“, flüsterte Brian Rianne grinsend zu. „Wie sie zum Offizier wurden ist mir ein Rätsel“, gab Rianne zurück. „Wenn alle Menschen so ernst auf diesem Schiff währen dann hätten wir ein Problem“, antwortete Brian, erhob sich und ging zur Tür. „Wie ist der Status der Systeme der New Horizon?“, fragte er Rianne. „Alles im grünen Bereich, Captain“, antwortete diese. „Wie Lange denken sie brauchen ihr Team und sie Miss Ericson zur Analyse der bisher gewonnen Daten?“. „Nun einige Stunden bestimmt, wenn wir etwas interessantes entdecken melden wir uns“, antwortete sie und verließ ebenfalls die Brücke. „Falls Probleme auftreten sollten rufen sie mich, ich bin in der Kantine Miss Huang ihnen gehört so lange die Brücke.“ „Aye, Sir“. Damit verließ auch William Adams Captain der New Horizon die Brücke.

Natürlich endet das ganze hier noch nicht nur der Rest ist noch in arbeit. ^^
Die Zukunft begann gestern.

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Haruka von Falena
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Re: Selbstgeschriebene Geschichten

Beitrag von Haruka von Falena »

es ist lange her, dass ich suikoden II gespielt habe, wie ihr wisst... weil mir damals klar war, dass ich es lange zeit nicht mehr spielen würde, und dass ich es mir nie verzeihen würde, dieses spiel zu vergessen, begann ich dieses machwerk hier... es mag nicht ganz korrekt sein, aber mir ging es darum, die liebenswerten charaktere in erinnerung zu behalten, also seid nicht so hart mit eurer kritik. ;)

Wann und warum dieser Krieg begonnen hatte, wussten nur noch Wenige, aber dennoch war der Hass zwischen dem vom Königshaus Blight geführten Highland und der Städte-Allianz, dem Stadt-Staat Jowston, unter dem Vorsitz der Bürgermeister Lord Gustav von Tinto, Lady Annabelle von Muse, Lord Makai, dem Generalbevollmächtigten der drei Stämme der Stadt Two River und Lady Teresa, die geliebte Bürgermeisterin der Gelehrten-Stadt Greenhill, sowie zu guter Letzt Lord Gorudo, dem Oberbefehlshaber des Ritter-Staates Matilda, schier unüberwindbar.

Aus diesem Grund hatte es sich König Agares Blight von Highland zum Ziel gesetzt, die Länder Highland und den Stadt-Staat zu vereinigen, sehr zur Freude der kriegsmüden Bürger in beiden Nationen.

Aus diesem Grund hatte der König proklamiert, dass erneute Friedensverhandlungen angesetzt werden sollten.

Die Bewohner beider Landesteile waren in freudiger Erregung, bis zu jener schicksalshaften Nacht im Lager der Highland-Jugend-Armee in der Nähe der Stadt Kyaro.

Es war eine warme Sommernacht und nichts deutete darauf hin, dass ein Großteil der Lager-Bewohner den Sonnenaufgang nicht mehr erleben würde.

Der junge Armee-Kadett Haruka war so aufgeregt, denn endlich würde er in seine Heimat Kyaro zurückkehren, dass er sich bereits seiner Uniform entledigt und seine zivile Kleidung angezogen hatte.

Der Zeltvorhang ging zur Seite und ein langhaariger blonder Junge trat leise ein, denn Harukas und seine Zeltgenossen schliefen bereits tief und fest.

„Du hast dich schon umgezogen?“, flüsterte er. „Du hast es wirklich eilig. Ich auch. Ich dachte daran, endlich zurück nach Kyaro zu gehen und ich konnte es nicht erwarten, aus der Uniform zu kommen.“ Der Junge blickte durch einen Spalt im Vorhang auf ein Lagerfeuer vor dem Zelt. „Hey Haruka... Nanami wartet vielleicht schon darauf, dass du zurückkommst. Du bist ihr einziger Verwandter, seit Meister Genkaku starb... Wenn es nur diesen Krieg nicht gäbe... wenn es ihn nur niemals gegeben hätte... Also jedenfalls sollten wir jetzt auch schlafen gehen.“

Haruka verneinte und schlug vor, noch eine Weile das Lager unsicher zu machen, worauf Jowy sich trotz Aufregung und heranschleichender Müdigkeit bereitwillig einließ.

Sie schlenderten an etwa einem halben Dutzend Lagerfeuern vorbei und scherzten miteinander, als sie plötzlich mit jemandem zusammenstießen.

„Captain Rowd“, keuchten beide Jungs erschrocken und blickten ihrem Kommandanten ins ernste Antlitz.

„Ihr Zwei!!! Wo sind eure Uniformen?!“, brummte er und sein ohnehin schon düsterer Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr.

„Ent... Entschuldigung, Sir.“, stammelte Jowy und versuchte, seine Haltung zu bewahren.

„Also schön. Da ihr morgen nach Hause zurückkehren werdet, will ich diesen Fehltritt mal durch eure Aufregung begründet lassen und ihn übersehen, aber nur, wenn ihr jetzt augenblicklich umkehrt und schlafen geht, sonst gibt's am letzten Tag noch Strafarbeit. Klar?“ Haruka war sich nicht sicher, aber er hätte schwören können ein Lächeln über das Gesicht seines Captains huschen zu sehen, kurz bevor er und Jowy salutierten und zu ihrem Zelt zurückrannten.

Dort angekommen, legten sie sich sofort hin und schliefen auch fast augenblicklich ein.

Mitten in der Nacht wurden Jowy und Haruka von einem Höllenkrach geweckt. Der Tür-Vorhang flog beiseite und ein Offizier ihrer Einheit stand keuchend im Zelt: „Aufwachen! Diese Hunde vom Staat haben uns angegriffen... ein Überraschungsangriff!!!“

Haruka war total überrascht und völlig verschlafen hörte er sich selbst nach dem erst kürzlich unterzeichneten Friedensvertrag fragen.

„Vergiss den Vertrag!!“, bellte der Offizier. „Wenn wir nicht schleunigst zusehen, dass wir hier wegkommen, werden wir uns bald um nichts mehr sorgen müssen.“ Mit diesen Worten rannte er aus dem Zelt und Haruka und Jowy folgten ihm. Als sie das Zelt verlassen hatten, liefen sie direkt in die Arme von Captain Rowd.

„Haruka!! Jowy!!“, rief er und winkte sie eilig zu sich. Auf Jowys Frage, was denn los sei, antwortete er sehr gehetzt: „Ein Überraschungsangriff des Stadt-Staats. Sie haben den Friedensvertrag gebrochen, dieser Abschaum! Passt auf! Wir sind wahrscheinlich umzingelt. Nehmt den Bergpfad nach Osten und rettet euch! Beeilung!“

Captain Rowd lief weiter und Haruka und Jowy sahen sich einige Sekunden nur an. „Laufen wir, Haruka!“, sagte Jowy schließlich. „Wir können hier nicht sterben. Nanami ist sonst ganz allein...“

Also liefen sie. Sie durchquerten das Lager und kamen an einigen ihrer Freunde vorüber, die starben, oder bereits tot waren. Die äußeren Zelte hatte man in Brand gesteckt und die Luft war erfüllt vom Geruch verbrannten Fleisches. Von überall her hörte man das Wehgeschrei all derer, die schon geschlafen hatten und nun vom Feuer in ihren Zelten gefangen gehalten wurden. Hinter sich hörten sie das Geklirr von aufeinandertreffenden Schwertklingen und das Knistern der Brände.
Sie hatten den Bergpfad fast erreicht, als Jowy ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf schoss. Er packte im Lauf Harukas Hand und stemmte sich gegen die Laufrichtung.
„Warte mal, Haruka!“, flüsterte er und zog Haruka so ruckartig hinter einen großen Busch, dass ihm fast sein goldener Stirnreif aus dem glatten schwarzen Haar gesprungen wäre. „Was ist denn los?“, fragte dieser verwirrt.

„Findest du das nicht auch merkwürdig? Der einzige Ausweg führt durch den Wald... Der Feind muss das doch auch wissen. Vielleicht warten sie im Wald in einem Hinterhalt. Wir sollten zurücklaufen und Captain Rowd Bericht erstatten!“

Gesagt, getan. Doch als sie wieder im Lager ankamen, konnten sie – besonders Jowy – nicht fassen, welche Szene sich ihnen bot. Versteckt hinter einem Wasserfass belauschten sie ein Gespräch zwischen Captain Rowd und einem Mann, den Haruka nicht kannte. Dieser Fremde trug eine prächtige Rüstung und auf seiner Brust prangte das Wappen der Familie Blight
Rowd trat an den Fremden heran.
„Es ist genau, wie wir es planten, Prinz Luca. Alle flohen östlich durch den Wald. Der Hinterhalt war perfekt.“ Seine Stimme hatte einen schmeichelnden Unterton, wie die beiden Jungs es noch nie gehört hatten und Haruka bemerkte, dass er im Flackerlicht der brennenden Zelte ausgemergelt und alt aussah und dass seine Stirn vom Schweiß glänzte.

Prinz Luca lachte so freudlos, dass es Jowy und Haruka eiskalt den Rücken runterlief: „Alles arme Opfer des Verrates des Stadt-Staats, was? Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen. In letzter Zeit habe ich nur einmal gegen einen alten Mann gekämpft. Ich roste ein.“

Rowds Stimme wurde schmierig und anbiedernd, als er dem Prinzen widersprach. „Ja... ich meine nein, nein. Euer Können mit dem Schwert ist unvergleichlich, Prinz Luca. Meine Männer und ich würden wie Idioten aussehen.“

Luca wandte sich angewidert ab. „Nun ja, die jungen Männer dienten ihrem Lande gut genug. Jetzt brauchen wir keinen Friedensvertrag mit diesen Schwächlingen vom Stadt-Staat mehr. Ich werde beweisen, dass sie der Macht von Highland nicht gewachsen sind!“

Wieder begann Rowd sich anzubiedern, da er vermutlich um seinen Kopf fürchten musste, wenn auch nur ein Widerwort über seine Lippen käme. „Ich stimme zu, Sir. Mit Euch, Prinz Luca Blight, an der Spitze, kann Highland endlich den Ruhm ernten, den es verdient.“

Jowy hatte genug gehört. Er wich zurück und konnte nicht glauben, dass sein Idol Captain Rowd ihn und alle anderen in diesem Lager verraten hatte.

Er starrte noch immer wie gebannt auf die Szenerie, bis Haruka ihm einen leichten Schlag auf die Schulter verpasste und ihn so wieder zur Besinnung brachte. „Wa- was zum Teufel... was geht hier vor?“, keuchte er.

„Verschwinden wir von hier, Jowy!“, flüsterte er und wusste aber eigentlich nicht, wo sie hätten hingehen können. Am östlichen Bergpfad lag wohl noch immer der Hinterhalt der feindlichen Truppen, am Süd-Tor versperrten Luca Blight und Captain Rowd den Weg und oben im Norden war nur die Klippe, die über den Fluss ragte.

„Du hast sicher Recht, aber wenn wir nach Osten gehen, werden wir getötet... Vielleicht können wir entkommen, wenn wir die Klippe hinaufklettern.“ sagte Jowy und beide schlichen zum nördlichen Ausgang des Feldlagers.

Danach rannten sie so schnell, wie niemals zuvor, um so schnell, wie es irgend ging aus der Reichweite ihres Captains und seines Herrn zu entkommen.

An der flachen Kante der Klippen kamen beide keuchend zum Stillstand. „Warum hat...“, sagte Jowy völlig atemlos, „Warum hat der Captain...“

„Das werdet ihr nie erfahren. Ihr werdet hier sterben.“, bellte die Stimme des Captains hinter ihnen. „Ihr armen Opfer des Überraschungsangriffes des Stadt-Staates. Eure Zukunft endet hier. Zu schade... Ihr wart so erfolgversprechende Soldaten. Ergreift sie!!!“

Mit einem Wink schickte Captain Rowd den beiden Jungs drei Soldaten auf den Hals, die sie festnehmen sollten, doch vergebens. Haruka rammte zweien von denen seinen Zwillings-Zahn, eine stählerne Nahkampf-Waffe für beide Arme in die Rippen und Jowy schleuderte den dritten mit seinem Kampf-Stab durch das Dickicht, dem Captain entgegen, der dem gerade noch ausweichen konnte.

„Ihr Rotzlöffel.“, keuchte Rowd und wich einen Schritt zurück. „Wa- wartet hier!“, befahl er und eilte den Weg zurück zum Lager.

Als sie zu Atem gekommen waren, war Jowy der erste, der wieder das Wort ergriff: „Wir können so nicht weitermachen... Haruka, es gibt keine andere Möglichkeit, wir müssen von dieser Klippe in den Fluss springen!“

Haruka glaubte, sich verhört zu haben. „Bist du wahnsinnig? Sieh dir die Strömung an, das schaffen wir nie...“

Aus der Ferne ertönte das Wutgeschrei eines großen Trupps Soldaten, die offenbar wieder von Captain Rowd angeführt wurden.

„Andererseits“, setzte Haruka nach, „befürchte ich, dass du Recht hast und dass wir keinen anderen Ausweg haben.“
Jowy nickte. „Okay...“ Er nahm seinen Kampfstab und schlug eine lange Kerbe in einen Felsblock. „Wenn wir es schaffen, oder irgendwie getrennt werden, dann kehren wir hierher zurück. So können wir wieder zusammenfinden. Versprich mir das Haruka!!“

Nun nickte Haruka. „Obwohl ich hoffe, dass wir es zusammen schaffen, versprech ich es...“ Er nahm eine seiner Waffen und schlug eine entgegengesetzte Kerbe in den Stein, so dass dieser nun mit einem -x- markiert war.

„Okay, alter Freund... Also machen wir uns auf den Weg.“, sagte Jowy, als er sich neben Haruka an die Klippenkante stellte.

Dann sprangen sie in die Tiefe. Ohne Gewissheit, lebend aus diesem Desaster heraus zu kommen.


Haruka wusste nicht, was aus Jowy geworden war. Die Kälte und das Rauschen des Flusses umfingen ihn, Haruka erinnerte sich an seine frühe Kindheit, als er Jowy kennen lernte. Er dachte an sein Training mit seinem Vater Genkaku und seiner Schwester Nanami, die ihn so manches Mal vor einigen Kindern gerettet hatte. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er und Jowy in der Jugendbrigade der Unicorn-Armee aufgenommen worden waren und in kleinen Turnieren gegeneinander antraten. Diese Bilder und das Rauschen des Wassers rückten aber immer weiter in die Ferne, bis nur noch kalte Dunkelheit blieb.

Eine brummige Stimme ließ ihn plötzlich zusammenzucken. „Dieser Kerl ist reine Zeitverschwendung... woher er wohl kam? Hey du! Aufwachen, oder du landest wieder im Fluss!“

Haruka erwachte und blickte in die Gesichter von drei jungen Männern, von denen einer wie ein zotteliger Bär aussah. Er war offensichtlich derjenige, der ihn gerettet hatte, denn Haruka erkannte die Stimme, als der Fremde böse dreinblickend weitersprach: „So, so... du bist also endlich aufgewacht, ja? Kannst du mir deinen Namen sagen?“

Haruka blickte dem Fremden noch immer benommen in die Augen und nannte seinen Namen: „Ich bin Haruka.“

Der fremde schaute Haruka aus tiefen, unergründlichen, schwarzen Augen an. „Das ist ja schon mal ein Fortschritt. Reden kannst du also. Was hast du denn im Fluss gemacht, bist du ausgerutscht?“

Haruka schüttelte den Kopf. „Wir wurden von der Armee des Staates angegriffen, aber irgendetwas...“

Der Fremde schnitt ihm das Wort ab und wurde zornig: „Der Stadt-Staat? Wovon redest du? Wir haben einen Friedensvertrag unterzeichnet. Das kann ich nicht glauben. Warte mal! Heißt das, du bist aus Highland?“

Haruka nahm, so gut es ihm möglich war, Haltung an. „Königliche Highland-Armee. Einhorn-Brigade.“, sagte er. Hätte Haruka die Kraft gehabt, hätte er wahrscheinlich noch salutiert, denn er war immer stolz gewesen, seinem Land in der Armee zu dienen.

Der Fremde schnaubte: „Ich verstehe. Dann sind wir zwei also Feinde. Ich bin Viktor, Anführer der Söldnerarmee und Freund des Stadt-Staates von Jowston.“

Ein weiterer Fremder kam heran. Er trug einen glänzenden dunkelblauen Umhang und ein ebensolches Stirnband. Er sprach mit Harukas bärenähnlichem Retter: „Viktor, macht es dir etwa Spaß, auf dem armen Jungen rumzuhacken?“

Viktor wich zwei Schritte zurück und winkte ab. „Wovon redest du, Flik? Das würde ich doch niemals tun... Ich bin ein netter Mensch. Aber egal. Was ist mit dem anderen Jungen geschehen?“ Viktor wurde wieder sehr ernst und Haruka erwartete mit Spannung, was Flik sagen würde, denn bei dem anderen konnte es sich nur um Jowy handeln.

Flik schlug seinen Blick zu Boden. „Er hatte Pech, wir haben ihn aus den Augen verloren. Ich hoffe, dass er es geschafft hat. Wenn er nicht vorher ertrinkt, könnte er es bis nach Toto schaffen.“
„Das ist schlimm...“, seufzte Viktor und wandte sich an Haruka. „Also gut, hör zu. Wer du auch immer sein magst, du wirst für eine Weile mein Gast sein. Vielleicht wirst du dein Quartier nicht besonders komfortabel finden, aber es wird schon gehen und nun blick nicht mehr so besorgt drein! Wir werden dich schon nicht auffressen, oder so was.“ Viktor hob den Arm und gab seiner kleinen Gruppe das Zeichen, ihm zu folgen. „Also schön, Leute, zurück zum Fort.“

So brachten sie Haruka in das Söldnerfort, eine kleine Festung in einem ebenso kleinen Wald schon von Fern konnte Haruka ein Banner erkennen, dass - wie er meinte - den Kopf eines großen Hundes zeigte.

Viktor und Flik führten ihn in den Keller der Festung, wo sie ihn in einen Lagerraum mit vergitterter Tür brachten. „Dies wird für eine Weile dein Zimmer sein. Es ist klein und nicht allzu komfortabel... aber du wirst dich damit abfinden müssen, weil du ein Gefangener bist.“ Mit diesen Worten knallte Viktor die Tür hinter sich zu. Bevor er die Treppe hinauf stieg, hatte er noch einen guten Rat, für Haruka: „Es wird in der Nacht ziemlich kalt, also roll dich gut ein!“ Er gluckste vergnügt und dann stieg er hinter Flik die Treppe empor.

Nach einer unruhigen Nacht, erwachte Haruka beim ersten Hahnenschrei und so war er schon einige Minuten wach, als seine Zellentür aufging und ein rothaariger Junge hereinkam, der kaum älter war, als Haruka.

„Du bist also der Kerl, den sie letzte Nacht herbrachten?“ Der Junge staunte. „Was? Du bist ja nur ein Junge... Ich bin Pohl. Ich werde dich vorerst bewachen. Nach dem Frühstück kannst du etwas für uns arbeiten. Merke dir eines: Wer nicht arbeitet, kriegt auch nichts zu essen.“ Mit diesen Worten gab er Haruka ein Stück Brot und etwas Fleisch auf dem Teller und sah ihm dann zu, wie er es hungrig verschlang. Dann führte Pohl Haruka in einen Lagerraum, in dem hunderte von Kisten kreuz und quer im Raum standen.

„Da fällt mir ein... Wie heißt du denn?“, sagte Pohl und als er den Namen erfahren hatte, lächelte er. „Haruka also... Sieh dir diesen Ort gut an. Die Leute hier sind alle so faul und der Boss ist auch keine Ausnahme. Na egal... stapel alle Kisten gegen die hinterste Wand, so wie ich es da schon mal begonnen habe.“ Er deutete auf einige Stapel, die ganz hinten in der Ecke standen. „Ich warte draußen auf dich. Ruf mich, wenn du fertig bist!“

Haruka starrte etwas ungläubig auf das Chaos und dann begann er zu stapeln und es dauerte einige Stunden, bis er alle Kisten weggeräumt hatte. Sein Blick fiel auf ein Seil. ‚Das kann ich vielleicht noch brauchen.’, dachte er und klemmte es hinter seinen Hosenbund, der vom langen Hemd seines roten Kampfanzuges verborgen wurde. Danach ging er hinaus und sah sich nach Pohl um.
Der kam ihm jedoch schon entgegen. Lächelnd sagte er: „Ich dachte schon, du wärst da drin eingepennt. Lass uns mal se...“ Pohl blieben die Worte im Hals stecken, als er sah, mit welcher Präzision die Kisten aufeinander gestapelt waren.

„Wow... das nenn ich gute Arbeit. Vielen Dank.“

Jetzt lächelte Haruka. „Natürlich ist es das.“

„Gut, gesprochen.“, lachte Pohl. „Aber jetzt ist es Zeit für das Abendessen.“ Damit führte er Haruka wieder in seine Zelle und beide aßen gemeinsam zu abend. „Tut mir leid, dass es so wenig ist, aber unsere Rationen sind in letzter Zeit ziemlich knapp.“ Dann unterhielten sie sich noch eine Weile über dies und das, bis es Zeit war schlafen zu gehen.

Am nächsten Morgen wartete Haruka vergebens darauf, dass Pohl die Tür öffnete und als er sie berührte, stellte er fest, dass sie nicht verschlossen war. Er ging durch den dunklen Gang und als er den nächsten Raum durchquerte, sah er Pohl an einer Wand stehen. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“, neckte er Haruka. „Sei´s drum. Ich habe heute einen wichtigen Botengang für dich. Hör zu und merk es dir. Gehe in den Lagerraum und hole zwei Paar Stiefel. Dann hole beim Schmied drei Feuersteine und zwei Säcke Mehl im Kaufladen. Ich werde hier auf dich warten.“

Weil er praktisch direkt vor der Tür stand, beschloss Haruka erst zum Schmied zu gehen, einen bärbeißigen älteren Mann, der gar nicht freundlich aussah. „Was willst du?, fragte er, als er Haruka sah. „Aah, ich weiß schon... sollst Feuersteine holen, wie? Wie viele braucht Pohl denn dieses Mal?“

Als Haruka die Zahl genannt hatte, gab ihm der Schmied die drei Steine und wies ihn an, nicht herumzutrödeln.

Nachdem Haruka einen Stein in die linke und zwei Steine in die Rechte Hemdtasche steckte, rannte er durch noch zwei Räume und traf im Vorratsraum auf Barbara, eine leicht untersetzte Frau mittleren Alters, die ihre langen brünetten Haare mit einem giftgrünen Kopftuch im Zaum hielt, welches sich farblich extrem mit ihrem orangefarbenen Kleid biss.

„Wer bist du und was hast du hier zu suchen?“, raunzte sie. „Ich hab dich hier noch nie gesehen. Kann es sein, dass du der Gefangene bist, den Viktor mitgebracht hat?“

Haruka nickte. „Pohl schickt mich. Ich soll hier zwei Paar Stiefel abholen, Miss.“

Diese simple Anrede sorgte dafür, dass Haruka bei Barbara ein Stein im Brett hatte. Sie errötete und gab ihm lächelnd die Stiefel. „Du bist sehr gut erzogen, mein Junge – und sehr charmant. So hat mich seit Jahren niemand mehr angesprochen.“

Haruka winkte ihr zum Abschied und eilte die Treppe hinauf in den großen Empfangsraum der Söldnerfestung.

Hinter der Theke, der kleinen Taverne die darin untergebracht war, sah er eine bildschöne junge Frau mit hochgesteckten schwarzen Haaren und dunkelblauen Augen. In ihrem langen roten Kleid glich sie einer Göttin und Haruka wurde sofort rot, als er bemerkte, dass sie ihn ansah.

Er schüttelte den Kopf und ging durch die Halle zu einem Mann, der in einem kleinen Erker saß, umgeben von vielen Regalen.

„Hallo.“, sagte Haruka freundlich. „Pohl hat mich hergeschickt. Ich soll zwei Säcke Mehl mitbringen.“

Der Mann schüttelte langsam den Kopf. „Tut mir Leid, mein Junge, aber ich habe kein Mehl mehr. Ihr müsst zum Dorf Ryube gehen um welches zu bekommen.“

Haruka bedankte sich und rannte mit den zwei Paar Stiefeln in der Hand zurück zu Pohl.

„Ah, da bist du ja. Hast du alles bekommen?“, Er nahm Haruka die Stiefel ab und forderte auch zwei Feuersteine ein. „Was ist mit dem Mehl?“

Haruka lieferte eine knappe Erklärung.

„Ich verstehe“, erwiderte Pohl. „Wir haben kein Mehl mehr, was? Hör zu, würdest du für mich nach Ryube gehen? Es liegt nordöstlich von hier... aber du kannst nicht allein gehen. Während ich die Tür entriegele, sprichst du mit Leona, der Bardame. Sie wird jemanden mit dir gehen lassen.“

Als sie nach oben in die Halle gingen, fiel Haruka plötzlich ein, dass die Söldner ja auch nach Jowy gesucht hatten. Er sah sich nach Flik um, bis ihn der Gedanke durchfuhr, dass der Führer einer Armee immer im oberen Stockwerk lebte. Also suchte er erfolgreich nach einer weiteren Treppe, die nach oben führte.

Er öffnete eine Tür, vor der eine schlafende Wache saß und trat ein. Er sah einen Mann, der über Listen und Büchern brütete und gerade mit Flik sprach. „...ich bin jetzt lang genug Buchhalter, um zu wissen, dass Frieden sich einfach nicht bezahlt macht... schließlich sind wir Söldner, oder nicht?“

Flik schlug mit der Faust gegen die Wand. „Das muss doch nicht sein, oder? Oh, Haruka, du bist es... ich wollte ohnehin mit dir reden. Wir konnten deinen Freund leider nicht retten, verzeih!“

Haruka schlug den Blick nieder und schaute danach in die eisblauen Augen Fliks, bevor er kehrt machte und sich dann zu Leona, der Göttin in der Taverne begab. Er stellte sich an den Tresen und sein Blick schien etwas glasig geworden zu sein, denn Leona sprach ihn an: „Ist alles in Ordnung, Junge?“

„Haruka zuckte zusammen. „Ich… äh… ich meine… Mehl… Ryube…“ Er brachte keinen klaren Ton raus.

Leona lachte. Sie lachte ihn nicht aus, nein, sie freute sich einfach über seine unschuldige Art. „Ein Verirrter, der nach Ryube will? Ja, ich kenne jemanden, der mit dir gehen kann… Oh, Gengen…!“ Ihre Stimme hallte glockenhell über die Stimmen ihrer Tavernenbesucher.

Ein kleiner fuchsähnlicher Kobold kam zur Theke gelaufen. „Was will Leona? Du willst Gengen? Oder ist das Essen fertig?“
Leona verneinte. „Es tut mir Leid, dass du Babysitter spielen sollst, aber kannst du diesen Jungen mit nach Ryube nehmen.“

Gengen knurrte. „Gengen Soldat. Gengen kein Babysitter.“ Er drehte Haruka und Leona den Rücken zu und schickte sich an, zu gehen.

Leona zwinkerte Haruka zu und sprach weiter mit Gengen. „Stell dich nicht so an, schließlich bist du ein tapferer Kobold-Krieger. Du solltest die Bitte einer Lady erfüllen.“ Leona legte einen betroffenen Unterton in ihre Stimme, der Gengen zusammenzucken ließ. „Aaah… du hast Recht, Mylady. Komm Junge, wir gehen. Folge Gengen!“

Gengen zog Haruka zum Haupt-Tor. Bevor sie dort ankamen, stießen sie mit einem kleinen Mädchen zusammen, welches ganz entzückt schien, Gengen getroffen zu haben. „Ah, Gengen. Wohin gehst du?“

„Hallo, kleine Tuta. Gengen bringt diesen Jungen nach Ryube.“, erwiderte der Kobold in Achtung heischendem Ton.

Tuta klatschte in die Hände. „Meeensch! Wirklich? Nimmst du mich auch mit?“

„Sag mal, Tuta, bist du mit den Aufgaben für Doktor Huan fertig?“, mischte sich Leona ein.

Tuta nickte. „Ja, ich hab die Medizin weggebracht. Ich war noch nie in Ryube und Doktor Huan wird nichts dagegen haben, wenn ich etwas später komme.“

---vorläufiges ende--- :)
BÄMM!! headshot... voll ins knie...
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